Gesangfest Gossau
MÄNNERCHOR ENSEMBLE DITTINGEN

Mutiger Männerchor in beinahe toter Stadt

Schon die Ankunft im Katastrophen-Ahrtal ist sehr ungewöhnlich. Über wiederhergestellte Strassen auf angeschwemmtem Schotter, durch zerstörte Dörfer, vorbei an Häuserruinen, fahren wir zum ersten Ort unserer Tournee – Mayschoss. Uns empfängt die freundliche Frau des Oberbürgermeisters und entschuldigt seine Abwesenheit. Dann stellen wir uns auf zum ersten Konzert, vor einem Zelt von Helfern, mit Blick ins nun wieder friedliche Ahrtal. Auf dem der Ahr gegenüberliegenden Talseite ist die Flussschleife bereits wieder hergestellt und es wächst in herrlichem grün schon frisch gesätes Gras. Ortswechsel: Das Fahrverbot in die Innenstadt Ahrweiler steht immer noch, wir beachten es nicht und parkieren unsere beiden Busse auf dem Marktplatz. Keine Menschenseele ist zu sehen, düster scheinen die provisorischen Strassenlaternen. In einer Seitengasse diskutieren zwei Männer: „Wir suchen ein Restaurant, um etwas zwischen die Zähne zu bekommen“,fragen wir sie. „Da gibt es nur noch Die Pumpe“. Wir treten dort ein, schummriges Rotlichtmilieu, eine Bar und dahinter ein Gastraum, eine Hexe hängt über dem Tschutikasten, zwei Flipperkästen, Skelette und Totenköpfe zieren den Raum. Getränke gibts und Frikadellen mit Brot, das wars! In einer Stadt mit vormals 20'000 Zentrums-Einwohnern!
Wieder in der Gasse wenden wir uns zum Marktplatz, dem Ort unseres Auftrittes. Am Boden liegen Stromkabel, sie kommen aus „fliegenden“ Schalt- und Verteilkästen. Vornübergebeugt begrüsst uns der Organist der Kirche. Wir können nicht hinein, sie wurde zwei Meter hoch überschwemmt, das Gestühl ist zerstört, man hört von drinnen die Bautrockner brummen. Immer noch, nach fast vier Monaten? Es wird 20 Uhr, ein Ehepaar und ein junger Mann Daniel, sind gekommen. Der Organist hat es befürchtet, die Stadt ist entvölkert, wer will denn hier noch sein? Die Häuser sind feucht, zu wenig Strom für Licht, Heizung und Bautrockner. Kein gewerbliches Leben mehr, eine tote Stadt. Wir singen für die vier Zuhörer ein Ständeli, ein paar aufmunternde Lieder.
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Wir danken, im Besonderen der Firma RICOLA für ihre grosszügige, grosse Spende.
Christoph Angst
Männerchor Dittingen